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Erfahrungsbericht Soundmasking

Teil 2: Analyse und Realisierung

Wie schon im ersten Teil angemerkt, lenken selbst leise Geräusche bei leiser Umgebung enorm ab. Je klarer ein Gespräch von anderen verstanden wird, desto schneller geschieht eine Ablenkung von der konzentrierten Arbeit. Ob alles im Büro in Ordnung ist von technischer Seite klärt eine Analyse nach der ABC-Formel – Absorb | Block | Cover.

Frei nach Agatha Christie – Der Lärm des Herrn ABC

Die ABC-Formel teilt die einzelnen Maßnahmen zur Lärmsenkung in absorbierende, blockierende und überdeckende Varianten ein.

Absorb – Reduzierung der Nachhallzeiten durch absorbierende Materialien und Gegenstände (Boden, Decke, Wände, Ausstattung) – jedoch Vorsicht: ein Zuviel an Absorption kann den Raum überdämmen. Schalltot, wer schon einmal in einem Tonstudio war, weiß wovon ich rede. Zwangsläufig steigt die Sprachverständlichkeit im Raum – auch über große Entfernungen.

Block – Verringerung der Schallausbreitung im Raum. Gute Beispiele sind Abschirmwände hinter dem Bildschirm bzw. zwischen den Arbeitsplätzen oder Baffeln im Deckenbereich. Prämissen: möglichst nach an der Schallquelle und möglichst hoch. Ein schöner Nebeneffekt im arbeitsplatznahen Bereich ist, dass die gefühlte Privatsphäre erhöht wird. Das bedient unser Bedürfnis an Sicherheit und Ungestörtheit. Wir fühlen uns einfach besser. Subjektiv hat dies einen nicht zu vernachlässigende Wirkung auf unsere Raumbewertung.

Plötzlich ist es viel leiser und ungestörter. Ein Physiker mit Messgerät würde vehement den Kopf schütteln. Hinzu kommt, dass dadurch – sozusagen als Nebenwirkung – ebenfalls die visuelle Ablenkung sinkt, die ja anerkanntermaßen die größte Störquelle in der offenen Arbeitswelt darstellt. Weniger Ablenkung im visuellen Peripheriebereich – vorwiegend verursacht durch Fußgänger – hilft sich zu konzentrieren.

Cover – Durch A + B steigt zwangsläufig die Sprachverständlichkeit im Raum, auch über große Entfernungen. Leider können wir die menschliche Sprache am schlechtesten ausblenden. (Studie) Ziel für stilles, konzentriertes Arbeit ist die Reduzierung der Spachverständlichkeit irrelevanter Hintergrundsprache. Der Grundgeräuschpegel im Raum wird mittels Sound Masking erhöht.

Bestandsaufnahme – wow, unser Lärmschutz ist wirklich gut

Wand- und Deckenabsorber sind vorhanden, Rückzugsräume ebenfalls. Konzentrations-Ampeln am Bildschirm sind verbaut. Unser Verhaltenskodex  ist nicht nur ein geduldiges Stück Papier, sondern wird gelebt. Die Kolleg:innen ziehen sich selbst zum kurzen, ungeplanten Telefonieren spontan in Besprechungsräume zurück, um die anderen nicht zu stören. A und B sind bereits optimal.

Fazit: Ein aktives Soundmasking fehlt ins Spiel. Wir benötigen professionelle Hilfe. Natürlich käme auch der „Rückschritt“ zu festen, mit Wänden umgebenden Einzelbüros eine Alternative, aber die daraus resultierende, fehlende informative Kommunikation würde unser Unternehmen nicht überleben.

Und so setzen wir auf eine externe Lösung – Akustikberechnungen inklusive. Erste Assoziation meinerseits: Wer möchte dauerhaft im Wald den Vögeln zuhören, noch dazu bei der Arbeit? Regen oder Wasser-Geräuschen, schon beim Gedanken daran begebe ich mich in Richtung Toilette. Die Lösung sind synthetische, neutrale Geräusche, die zum Raum gehören, d. h. bereits laufen, bevor der erste Mitarbeitende kommt.

Die Realisierung für unser 400 m² geht fix – binnen drei Wochen ist das System einsatzbereit. Die reine Installation vor Ort war nach einem halben Tag beendet. Einzige Betriebskosten sind die des Stroms. Intern habe ich dabei von Anfang an Wert auf die „Mitnahme des Teams“ gelegt. Ausführliche Hintergrundschulung, warum wir was realisieren wollen! Prima „Neben“-Ergebnis: Das ganze Team akzeptiert die Neuerungen ohne Probleme und ist gespannt auf die Gewöhnungsphase.

Sound absorbieren – aber wie?

Der erste Tag: Es ist nicht mehr so totenstill, wenn ich mich darauf konzentriere, identifiziere ich ein Lüfter ähnliches Geräusch, dessen Quelle ich nicht ausmachen kann. Es ist gleichmäßig in der ganzen Flächen verteilt. Meine Kollegin gegenüber höre ich beim Telefonieren unverändert gut, mein Kollege drei Arbeitsplätze weiter stört mich deutlich weniger, da ich ihn deutlich weniger verstehe.

Nach einer Woche: Unser Büro und das Geräusch sind nur noch selten zu trennen, vielleicht ist das Thema bei mir auch etwas in den Hintergrund gerutscht.

Nach einem Monat: Büro und Sound sind endgültig verschmolzen als wäre es nie anders gewesen. Feedback aus dem Team durchweg positiv. Wir empfinden den Stimmen und Geräusche im Raum gedämpfter. Die akustische Dynamik im Raum ist deutlich gesunken. Sehr angenehm.

Mein Fazit: Sound Masking ist nicht die Lösung aller Probleme. Vielmehr handelt es sich um einen weiteren wichtigen Baustein um Open-space- und New-Work-Konzepte zu Akzeptanz und damit zu Erfolg zu führen. Unsere Erfahrung zeigt, dass die Einführungen eines Sound Systems bei einem Neubezug ideal ist, da die Eingewöhnungsphase entfällt. Die Nachrüstung im Bestand ist jedoch möglich und aus unserer Sicht sehr sinnvoll. Man muss der Neuerung nur eine Chance geben.