Denn natürlich stellt sich die Frage, wie bei einer Anwesenheitspflicht im Büro die „Kontrolle“ der Arbeitsmoral durchgeführt wird. Eine Antwort darauf ist sehr schwierig zu geben. Es gibt technische Methoden, die Effektivität von Arbeitenden zu ermitteln – deren Einsatz erscheint aber so komplex, dass es eher auf die Führungskultur der jeweiligen Vorgesetzten ankommt. Hier spielen dann Projektabläufe, Agilität und notwendige Kreativität in der Umsetzung eine sehr entscheidende Rolle.
Homeoffice per se zu verteufeln, mag für einen Textilbetrieb möglicherweise noch eine gewisse Sinnhaftigkeit haben, bei anderen Industriezweigen wie Medien, Werbung oder Finanzdienstleistern wird dies eher nicht haltbar sein. Je variabler die Ansätze für die Lösungen von Aufgaben im Unternehmen, desto mehr Flexibilität braucht auch die Arbeitsorganisation. Teams, Gruppen oder Task Forces sprießen allenthalben aus dem Boden.
Die Unternehmensentwicklung schreitet auf diesen Gebieten sehr schnell voran. Die „Hardware“ bleibt eher deutlich hinten dran und das Büro ist so ziemlich die letzte Stellschraube für eine Modernisierung innerhalb einer Firma – zu Unrecht!
Eine Firma sieht ihr Kapital sehr häufig (völlig berechtig) in seinen Mitarbeitern. Das Halten von guten Leuten ist dabei genauso wichtig wie die Akquirierung von neuen Spitzenkräften. Remote Arbeitsabläufe, bestenfalls hybrid in Büro oder von daheim, gehören da zu den fast schon „normalen“ Ansprüchen der eigenen Mitarbeiter.
Versteht das Unternehmen nun das Büro nicht mehr als reinen Ort der Leistungserbringung, sondern eher als Ort der Leistungserstellung wird deutlich, dass es mehr braucht als einen Schreibtisch, einen Stuhl, einen Computer und ein Whiteboard für fünf Leute. Gespräche, Gedankenaustausch und Diskussion entscheiden über die Qualität der Leistung. Das Büro wird zum Kreativitätsmotor, das Homeoffice zum Zentrum für singuläre Projektaufgaben-Erfüllung.
Klingt das alles ein wenig zu „Rosa-Gute-Laune“ Umfeld? Nein, nicht wirklich, denn die Erfassung von effizienter Tätigkeit ist an jedem Platz – egal ob daheim oder im Büro – nur sehr schwer möglich. Wer Homeoffice zulässt, gibt zweierlei Informationen an seine Belegschaft. Einerseits gibt das Unternehmen einen Vertrauensbonus und dadurch eine gewisse Wertschätzung an die eigenen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Andererseits braucht es schlicht sowohl die passenden Kommunikations- als auch Arbeitskanäle und -abläufe, um die gestellten Arbeitsziele zu erreichen. Und da nimmt auch der Ankerpunkt Büro als „Hafen“ für das persönliche Gespräch einen wichtigen, wenn nicht sogar entscheidenden Raum ein.