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Liefer­eng­pässe – und schon wieder dieser Anruf

Das Telefon klingelt, eine Zulieferer ruft an. Es ist schon wieder einer dieser unangenehmen Telefonate, die derzeit immer häufiger werden. Eine freundliche Stimme erklärt, dass auf Grund der globalen Lieferengpässe die bestellten Büromöbel nicht, wie geplant, im Laufe der nächsten Woche ausgeliefert werden können. Einen verbindlichen Liefertermin gibt es leider auch nicht zu vermelden, da irgendwo auf der Welt irgendetwas „klemmt“. Da kommt Frust auf!

Lieferengpässe werden akutes Problem

Spürbar für Jedermann und -frau

Die gerade beschriebene Situation wird vielen Einkäufern und Projektverantwortlichen sehr bekannt vorkommen. Das Problem der Lieferengpässe betrifft viele Bereiche, von der Logistik über den Einzelhandel bis hin zu privaten Geschenken zu Geburtstag oder dem Weihnachtsfest.

In fast allen Bereichen des Lebens werden wir mit einem Phänomen konfrontiert, dass es in unserer Überflussgesellschaft nicht zu geben schien: Lieferengpässe, Lieferverzögerungen oder Rohstoffmangel. Eigentlich sind diese Probleme bis vor ein paar Jahrzehnten ganz normal gewesen.

Ein Mangel an Liefermöglichkeiten oder Rohstoffen gehört quasi mit zu der Geschichte des Menschen. Die Auslöser hierfür waren diffus: Kriege, Naturkatastrophen oder das Versiegen natürlicher Rohstoffquellen. All dies schien aber mittlerweile beherrschbar durch die globale Vernetzung und weltweite Überwachungssystem, wie etwa die Welthandelsorganisation WTO.

Und dann brach Corona über die Welt herein. Eine Pandemie stand schon länger auf dem Zettel der Analysten, welche Wirkung dies aber „in echt“ auf die Weltwirtschaft haben würde, haben selbst die kühnsten Vorhersagen noch unterschätzt. In der westlichen Gesellschaft ist die Einschränkung der eigenen Möglichkeiten durch äußere Faktoren sehr selten geworden. Alle durften individuell alles tun und lassen, was er wollte, solange es im gesetzlichen Rahmen lag. Der CoVid-19-Virus zeigt aber, was passiert, wenn eben nicht die Individualentscheidung bestimmend ist, sondern das gemeinschaftliches Wohl im Sinn der Gesundheit maßgeblich wird. Betriebe schließen, Logistiker hängen wochenlang mit Schiff und Zug fest. Das zeitgetrimmte Arbeiten gerät aus den Fugen.

Die über den ganzen Globus verlaufenden Lieferketten kommen zum Erliegen, weil manchmal nur ein Puzzleteil nicht mehr passt. Im Alltag spiegelt sich das dann schnell wider. Wenn Verfügbarkeit und Überfluss normal sind, wird ein Verzicht, oder auch nur das Verständnis, dass nicht alles geht, schwierig.

Das Konsumproblem: Wenn das Kartenhaus zusammenbricht

In den letzten zwei Jahrzehnten hat es die Menschheit geschafft, mithilfe moderner Technik Waren global schnell verfügbar zu machen. Prozesse wurden optimiert und die Effizienz gesteigert.

Warenbestellung werden erst dann ausgelöst, wenn nötig. Das spart Lager- und Logistikkosten. Solange die Ware auf Abruf, oder auf Neudeutsch „on demand“,  beziehbar ist, funktioniert das super! Viele Firmen beziehen Zukaufteile aus aller Welt, um diese preisoptimiert zu eigenen Produkten zu verarbeiten. Die Unternehmen nutzen die günstigen Produktionsbedingungen oder Rohstoffvorkommen in bestimmten Regionen, um am Markt den größtmöglichen Anteil und mit den Waren den höchsten Gewinn zu erzielen.

Diese Verflechtungen bilden jedoch ein im Grunde sehr sensibles Netzwerk. Der Anspruch, den optimalen Produktionspreis zu erreichen, bedingt die weitreichende „Verästelung“ sämtlicher Einkaufsströme. Denn auch in Coronazeiten ist es der Käufer gewohnt, einen niedrigen Preis bei mindestens gleichbleibender Qualität zu zahlen. Und am besten allzeit verfügbare Waren kaufen zu können.

Corona zeigt Schwachstellen der Globalisierung

Also die Corona-Pandemie die Welt vollends in Beschlag nahm, wurden die Probleme offensichtlich. Produktionen standen wochenlang still. Geplante Investitionen wurden zurückgestellt, um die Firma und die eigenen Mitarbeiter:innen abzusichern für einen längeren Lockdown. Häfen wurden temporär geschlossen oder in den Ausnahmezustand versetzt. Diejenigen, die sich ansteckten, fehlten und der Rest musste vor einer Infektion geschützt werden.

Hinzu kamen „ganz normale“ Unfälle, wie etwa die Blockade des Suezkanals durch das größte Containerschiff der Welt. Diese Blockade einer der wichtigsten Wasserstraßen des Welthandels wäre in normalen Zeiten aber aufzufangen gewesen. So stockte der Zulieferfluss volle sechs Tage, eine „Ewigkeit“ für die großen Industrien, aber auch die kleineren Hersteller!

Das Ergebnis zeigt sich nun recht deutlich: neu gekaufte Autos werden erst wieder im Jahre 2024 lieferbar sein, Unterhaltungselektronik ist auf unbestimmte Zeit nicht erhältlich. Auch in unserem Metier, der Möbelindustrie, gibt es oftmals nicht wirklich viel zu bestellen. Die Branche leidet unter fehlenden Produkten und hohen Lieferzeiten. Ganze Produktreihen hängen in der Fertigung an bestimmten Bauteilen, fehlen diese, steht die Produktion komplett.

Lösungsvorschlag: Nachhaltig lokal denken

Die neue Generation kennt die Globalisierung von klein auf. Zunehmend werden diese Vernetzungen aber auch in Frage gestellt, nicht zuletzt im Lichte von Klimawandel und der Wahrung der Menschenwürde. Auf der einen Seite gehört der Überfluss zum Leben in Deutschland, andererseits hinterfragen wir die Notwendigkeit mittlerweile immer öfter.

Ich gehöre zu der Generation, die um die Jahrhundertwende auf die Welt gekommen ist. Kriege, Finanz- oder Gesundheitskrisen kenne ich nur aus Berichten und Geschichtsbüchern. Aufgewachsen bin ich mit allem, was das moderne Leben in Europa für einen bereithält. Wenn ich etwas haben wollte oder gebraucht habe, war das „nur“ eine Frage des Geldes, nicht jedoch der Verfügbarkeit. Umso ungewohnter ist auch für mich die aktuelle Situation. In meiner Funktion als Vertriebsinnendienst bei Büroart werde ich fast täglich damit konfrontiert. Sozusagen bin ich die freundliche Stimme mit den schlechten Nachrichten, die unseren Kunden die Lieferschwierigkeiten erklären muss.

Moritz Lesche – Büroart Service & Support Team

Diese Entwicklung macht nicht nur mich, sondern auch viele andere junge Menschen nachdenklich. Natürlich werden die großen Warenströme nach der Pandemie wieder aufgenommen. Die lokale, nachhaltige Produktion kann und sollte jedoch einen Platz daneben einnehmen. Derzeit entscheidet sehr oft der Preis über die Nutzung dieser – durchaus schon vorhandenen – Angebote bei Büromöbeln. Und da liegt auch die Krux, denn in Deutschland produzierte Möbel sind im Verhältnis teurer als Importprodukte.

Nachhaltigkeit wird übergeordneter Anspruch

Die Gründe hierfür sind vielfältig, höhere Löhne der Mitarbeiter, teurere Rohstoffe, hohe Umweltstandards und qualitativ bessere Verarbeitung. Jedoch sind es keine negativen Argumente. Vielmehr können durch kürzere Lieferwege, und direkte, lokale Produktion nachhaltige Produkte auf dem Markt bestehen. Wer in Fernost produziert, ist eben von der Passierbarkeit des Suezkanals oder der Möglichkeit des Frachtfluges abhängig. Wer dagegen europäisch und in möglichst kurzen Transportstrecken denkt, tut etwas für die Zukunft. Um die Erderwärmung, das Verschmutzungsproblem der Meere und viele andere Probleme in den Griff zu bekommen, muss das System der weltweiten Produktion zumindest mehrgleisig ausgebaut werden.

Das Verständnis unserer Kunden verändert sich gerade langsam, aber merkbar. Die Frage, woher kommt das und wie wird das hergestellt, wird uns immer häufiger gestellt. Nachhaltigkeit transformiert sich vom Schlagwort zum gesellschaftlichen Thema. Die modernen und innovativen Unternehmen greifen dies auf und wollen, auch intern für die eigenen Mitarbeiter:innen ein nachhaltiges Umfeld schaffen.

Verschiedene Unternehmen, beispielsweise in der Möbel- und Textilbranche, haben diesen Trend bereits erkannt und stellen ihre Prozesse um. Nachhaltigkeit wird zum Thema, Kosteneffizienz rückt ein wenig in den Hintergrund. Die Produktion wird, zumindest im Einzelfall, wieder nach Deutschland geholt, auch wenn das teuer ist. Ob das zum jetzigen Zeitpunkt schon eine Verbesserung der Lieferketten darstellt, ist noch nicht abschätzbar. Der Trend ist wohl aber nicht mehr aufzuhalten – eine gute Entscheidung für unsere Zukunft!